Der Tintenzirkel im Wandel der Zeiten

Im Dezember 2001 wird der Tintenzirkel als Mailingliste gegründet und bekommt im März 2002 seine erste Webseite, auf der sich die Mitglieder per Fragebogen vorstellen und Leseproben zu bestimmten Themen (z.B. Prologe, Traumsequenzen) präsentieren können. Um eine Möglichkeit zu haben, diese Leseproben auch öffentlich zu kommentieren, bekommt der auf eine stattliche Mitgliederzahl angewachsene Tintenzirkel 2004 ein eigenes Forum, mit durchschlagendem Erfolg: Der Verkehr auf der Mailingliste nimmt schlagartig ab, das Forum wird zum zentralen Umschlagpunkt des Tintenzirkel-Lebens. Zwar kommentiert kaum jemand die Leseproben, aber das Forum hat noch so viel mehr zu bieten. Und das alles in hellblauer Schrift auf schwarzem Grund …

… ein Design, das vielen zu dunkel ist. So kommt es 2005 zum Redesign von Webseite und Forum: Jetzt gibt es einen hellblauen Hintergrund mit dunkelblauer Schrift. Die Änderungen sind nur kosmetisch, an der Aufmachung mit massiven Säulen links und rechts, zwischen denen dann die Inhalte eingebettet werden, ändert sich ebensowenig wie an den Inhalten: Es gibt Steckbriefe und Leseproben. Nach wie vor wird die Webseite mit Microsoft Frontpage erstellt, das Design basiert auf einer Tabellenstruktur – responsives Webdesign ist noch lange kein Thema, wohl aber Barrierefreiheit, die hier zu kurz kommt, und die verschiedenen Browser haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Webseite aussehen sollte.

Daher kommt es 2007 zum großen Rundumschlag: Die Webseite wird von Grund auf neu geschrieben. Diesmal entsteht der Quelltext direkt im Texteditor, die Inhalte werden barrierefrei und in validem CSS aufgebaut, und alles kommt viel seriöser daher. Die Sütterlin-Schrift verschwindet und weicht einem neuen, besser lesbaren Logo, und der Tintenklecks erscheint erstmal in der oberen rechten Ecke der Webseite. Und auch an den Inhalten wird gewaltig gedreht. Zwar bleiben die Steckbriefe und Leseproben – die längst heillos veraltet sind – erhalten, aber es kommt ein Blog hinzu, ein Autorenwiki, eine Datenbank mit Fantasy-Namen, und erstmals eine Buchhandlung mit den Werken der Mitglieder. Endlich kommt der Tintenzirkel im professionellen Gewand daher!

Wäre da nicht ein Problem: Die Webseite aktualisiert sich nicht von selbst, und während das Blog zumindest im Nanowrimo gerne genutzt wird, um aus dem Autorenleben zu berichten, sind die übrigen Bereiche bald heillos veraltet. Die Namensdatenbank funktioniert nach einem Serverupdate nicht mehr, das Wiki muss abgeschaltet werden, nachdem es von Spammern mit Müll geflutet worden ist, und die Steckbriefe und Leseproben stammen größtenteils vom Anfang des Jahrtausends. Zwar sind die Mitglieder willig, neue Inhalte zu liefern, aber die Struktur der handgeschriebenen Webseite macht es allen, die nicht Webmaster Maja sind, schwer, Inhalte einzupflegen. Nachdem die Webseite mehrere Jahre lang vor sich hingedümpelt hat, findet sich 2013 ein Redaktionsteam zusammen, doch die Absicht, die Webseite auf ein für alle nutzbares Content-Management-System umzustellen, scheitert – der Relaunch der Seite, ohne Blog, Fragebögen und Leseproben, dafür aber mit großen Plänen für neue Inhalte, erfolgt im leicht angepassten, aber ansonsten weiterhin handschriftlichen Design.


Im Sommer 2022 zieht der Tintenzirkel auf einen neuen Server um, das Forum wird auf die nächste SMF-Version aktualisiert und von Grund auf neu designt, und es ist Zeit, dass die Webseite es ihm nachtut. Sie liegt seit Jahren im Dornröschenschlaf, die neuesten Titel in der Buchhandlung sind fünf Jahre alt, und das alte Redaktionsteam hat aufgegeben, weil die Hürden, neue Inhalte auf die Seite zu bekommen, zu hoch waren. War die Seite vor fünfzehn Jahren noch valider State-of-the-Art Quellcode, haben sich die Standards des Web seither gewaltig weiterentwickelt, nicht zuletzt durch veränderte Surfgewohnheiten, bei denen mehr Menschen am Mobilgerät unterwegs sind als am Desktoprechner, und am Smartphonebildschirm funktioniert die alte Seite schlichtweg nicht. Und wenn man ohnehin alles neu machen muss – warum dann nicht gleich mit einem CMS? So kommt die neue Version des Tintenzirkels mit einem WordPress-Gerüst daher, mit einem responsiven Theme, das auch mobil noch gut aussieht und lesbar ist, und mit einem Backend, in das nun endlich auch andere Redaktiosmitglieder ohne Hindernisse ihre Inhalte einpflegen können.