Schwerpunkte der Forenarbeit

Nur mit »keine Textkritik« lässt sich kein Forum füllen. Dafür bietet der Tintenzirkel seinen Mitgliedern über reine handwerkliche, sprachliche und stilistische Diskussionen hinaus, die man auch in jedem anderen Autorenforum findet, andere Schwerpunkte. Da diese überwiegend in geschlossenen Bereichen des Forums ablaufen, die für Gäste nicht einsehbar sind, seien die wichtigsten hier vorgestellt:

Plotarbeit

Während der Tintenzirkel kein großes Interesse an der Analyse bereits fertig geschriebener Szenen hat, ist der Weg hin zur fertigen Szene – oder noch besser, zum fertigen Buch – ein Schwerpunkt der Forenarbeit. Jeder Autor darf zu seinen in Arbeit befindlichen Romanen eigene Themen pflegen, in denen alle neuen Ideen und Wendungen vorgestellt und von den anderen Forenmitgliedern kommentiert werden können. Jemanden zu haben, der sich für den Fortgang einer Geschichte interessiert, kann sehr helfen, bei der Stange zu bleiben und selbst den Spaß nicht zu verlieren. Wer nicht gerade an einem Auftragswerk sitzt, arbeitet sonst oft in den luftleeren Raum hinein. Um nicht nur den Plot, sondern auch die Texte selbst mit einem oder mehreren Lesern teilen zu können, gibt es im Tintenzirkel auch eine Betaleservermittlung, in der Autoren sich einen Paten für ein neues Projekt suchen können. Paten begleiten ein Buch vom Anfang bis zum Ende, erhalten neue Kapitel per E-Mail und geben dazu Rückmeldung und können bei ernsten Plotproblemen die ersten Ansprechpartner sein.

In der Plotschmiede finden sich Tintenzirkler zu Kleingruppen zusammen, die gemeinsam intensive Arbeit an ihren Romanen betreiben, meistens mit dem Ziel, vor der eigentlichen Schreibarbeit einen möglichst detaillierten Plan für die Handlung auszuarbeiten, aber auch, um eingeschlafene oder vor die Wand gefahrene Projekte zu retten. Üblicherweise haben diese Gruppen ein gemeinsames Genre, in dem sich alle Teilnehmer auskennen, und können so mit einiger Expertise und Hintergrundwissen auch an die Geschichten der anderen Teilnehmer herangehen.

Wenn nicht das ganze Buch klemmt und hakt, sondern nur eine einzelne Szene nicht weiterwill, bietet das Forum schnelle Hilfe. In den regelmäßig stattfindenen Brainstorming-Chats im tintenzirkeleigenen Chatroom werden Plotprobleme lebhaft diskutiert, und in der Forenrubrik „Autoren helfen Autoren“ kann die kollektive Kreativität des Forums angezapft werden, wenn jeder einen Vorschlag machen darf, wie sich die vertrackte Situation lösen oder das Problem gänzlich umschiffen lässt. Hierbei gilt: Je genauer der Autor seinen Fall schildert und je mehr Hintergründe er zu seiner Welt liefert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine brauchbare Idee zu bekommen, und oft hilft schon das Aufschreiben und Auf-den-Punkt-bringen des Problems, selbst auf eine Lösung zu kommen.

Romanthreads, Chat und Autorenhilfe stehen allen Mitgliedern zur Verfügung; um sich einen Buchpaten vermitteln zu lassen, ist eine gewisse Mindestzahl an Beiträgen nötig, da dieses Angebot in der Vergangenheit oft ausgenutzt wurde und sich einige Mitglieder nur angemeldet haben, um Betaleser abzugrabbeln, ohne selbst etwas zum Forenleben beizutragen.

Produktivität

Was bringen der beste Plot und das größte handwerkliche Geschick, wenn der Roman nicht geschrieben wird? Zu viele Autoren sind sich selbst ihr größter Feind, wenn es um den Kampf gegen den inneren Schweinehund geht. Inspiriert durch den jährlich stattfindenden National Novel Writing Month (NaNoWriMo), bei dem im Monat November nicht weniger als 50.000 Wörter geschrieben werden sollen, hat der Tintenzirkel das Kampfschreiben zur Ganzjahresaktivität erhoben und dem Prokrastinieren den Krieg erklärt. Mit dem Ziel, innerhalb eines bestimmten Zeitraums ein frei wählbares Pensum zu absolvieren, werden Zweikämpfe, Teambattles oder Allein-gegen-den-Rest-der-Welt-Kraftakte absolviert, und mit freundlicher Anfeuerung und dem ein oder anderen Schlag mit der virtuellen Bratpfanne geht die Arbeit nochmal so leicht von der Hand.

Das größte Ereignis in jedem Jahr bleibt der Nanowrimo, bei dem auch ganz unbescholtene Forenmitglieder sich für einen Monat in Kampfschreiber verwandeln. Mit täglichen Statistiken, einer Naniten-Liga und einem bunten Rahmenprogramm ist der Nanowrimo für den Tintenzirkel mit den Olympischen Spielen vergleichbar, mit einem Unterschied: Da jeder ein Sieger sein kann, ist das erklärte Ziel nicht »Dabeisein ist alles«, sondern »Gewinnen ist alles«. Aber wer das nicht schafft, wird trotzdem nicht gefressen und hat hinterher immer noch eine erkleckliche Wortzahl geschafft, selbst wenn die kleiner sein sollte als 50.000.

Während im Vordergrund vorrangig Quantität steht statt Qualität und der Innere Editor nach aller Möglickeit an der kurzen Leine gehalten werden soll, zeigt die Erfahrung von nunmehr sieben Jahren Wörterzählens, dass tägliches Schreiben sich wie jedes andere Training auch positiv auf die Leistung auswirkt. Das Schreiben wird einfacher, je mehr Routine der Autor besitzt, und wenn nicht Wochen oder Monate zwischen zwei Schreibsitzungen liegen, findet man auch schneller den Anschluss und muss nicht seitenlang faseln, um wieder »in den Fluss« zu kommen. Aber: Niemand wird zur Teilnahme oder zum Wörterzählen gezwungen. Wie alle Tintenzirkel-Aktivitäten, ist auch das Kampfschreiben freiwillig. Nur im November kann man sich als Nicht-Nanit vielleicht ein bisschen einsam fühlen.

Informationen zum Buchmarkt

Der Tintenzirkel wurde nicht nur von einer Bibliothekarin und Buchhändlerin gegründet, er hat auch ansonsten einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Buchmenschen. So gibt es viele Informationen aus erster Hand – Hintergrundwissen zum Buchmarkt an sich ebenso wie aktuelle Trends und Entwicklungen. Als Unterzeichner der Fairlag-Erklärung des Aktionsbündnisses für faire Verlage ist dem Tintenzirkel Aufklärungsarbeit und Warnung vor den Schwarzen Schafen der Branche sehr wichtig. Neben allgemeinen Hinweisen, wie sich unseriöse Agenten und Verleger, die nur auf das Geld ihrer Autoren aus sind, erkennen lassen, bevor es zu spät ist, gibt es auch zahlreiche Erfahrungsberichte zu diversen schwarzen, weißen und grauen Schafen der Branche.

Während es wünschenswert wäre, diese Informationen offen zugänglich und auch über Suchmaschinen auffindbar zu machen, um auch Nicht-Tintenzirklern schlechte Erfahrungen zu ersparen, können sie leider nur registrierten Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden – nicht nur Autoren, sondern auch Agenten und Verleger können Google bedienen und drohen allzu schnell mit Abmahnungen und Gerichtsprozessen, wenn die gefundenen Informationen nicht gefallen. Auf diesem Weg können auch die Informanten geschützt werden: Da sich viele Erfahrungsberichte sonst im Zweifelsfall zurückverfolgen lassen, könnte im schlimmsten Fall nicht nur das Forum juristischen Ärger bekommen.

Aber die Berichte sind mitnichten nur negativ. Da jeder Autor lieber gute als schlechte Erfahrungen macht, werden seriöse Kandidaten auch gerne weiterempfohlen – wobei es auch vorkommen kann, dass sich ein positiver Ersteindruck zu einem Alptraum umkehren kann, wenn der Agent plötzlich in der Versenkung verschwindet, der Verlag am Lektorat spart oder auch an den Tantiemenzahlungen. Das Wichtigste, was der Tintenzirkel seinen Mitgliedern vermitteln kann, sind Wachsamkeit und eine gesunde Dosis Misstrauen.

Da auch verschiedene Kleinverleger im Tintenzirkel aktiv sind, gibt es auch Einblicke hinter die Kulissen des herstellenden Buchhandels, allerdings bedeutet die Anwesenheit eines Verlegers im Forum nicht, dass die Einsendungen anderer Tintenzirkler bevorzugt behandelt werden oder es gar eine Garantie gibt, verlegt zu werden, weil man doch in der gleichen Community ist – auch wenn es natürlich von Vorteil ist, den Verleger, der gerade das Manuskript prüft, persönlich zu kennen, und auf diesem Wege auch schon ein paar schöne Bücher entstanden sind.

Verlags- und Agentursuche

Der Tintenzirkel unterstützt seine Mitglieder beim Versuch, die fertigen Manuskripte an den Mann zu bringen – nicht nur, indem die Webseiten empfehlenswerter Verlage und Agenturen verlinkt werden und die aktuellen Ausschreibungen vorgestellt, sondern auch, indem geholfen wird, das Manuskript einsendereif zu machen. Über die Betaleser-Vermittlung können nicht nur Paten für den Entstehungsprozess eines Buches gesucht werden, sondern auch Testleser, Assistenten für die Überarbeitung und Korrekturleser, die versuchen, die letzten Fehler aus dem Manuskript herauszupicken.

In der Skriptschmiede werden die fertig aufpolierten Manuskripte mit einem Exposée ausgestattet. Da bei unverlangten Manuskripteinsendungen oft nur das Exposée angeschaut wird und die Leseprobe nur, wenn das Konzept interessant und überzeugend klingt, wird jeder Satz auf die Goldwaage gelegt – ist diese Ausführung wirklich nötig? Spielt es irgendeine Rolle, was die Protagonistin für eine Haarfarbe hat? – und dem Autor geholfen, das Wesentliche herauszuarbeiten, Thema und Motiv zu verdeutlichen, und alles Irrelevante wegzulassen, damit das Endergebnis knackig und informativ wird. Oft sind viele Nachbesserungsversuche nötig, bis das Exposée für fertig erklärt wird, aber da Geduld bei der Verlagssuche die höchste Tugend ist, sollte der Autor so früh wie möglich daran gewöhnt werden.

Wie bei allen Angenboten im Forum gilt auch hier, dass sie auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen. Es ist also nicht so gedacht, dass ein Autor ohne Gegenleistung ein kostenloses Lektoratsbüro zur Verfügung gestellt bekommt – wer rechtschreibschwach ist, wird sicher niemandem ausgerechnet beim Korrektorat unterstützen, aber es gibt genug Möglichkeiten im Tintenzirkel, sich einzubringen, sei es als Buchpate, mit Fachwissen bei Recherchefragen oder mit Ideen bei Plotproblemen. Anders ließe sich dieses System freiwilliger Leistungen, die oft viele Stunden Arbeit erfordern und nicht als selbstverständlich anzusehen sind, nicht aufrechterhalten.

Da diese Dienstleistungen von Forenmitgliedern erbracht werden, die zwar Autoren sind, aber nur in den seltensten Fällen professionelle Lektoren, kann keine Garantie für die Qualität des Endergebnisses gebracht werden, und auch wenn ein Exposée von einer Mehrheit der Tintenzirkler für gut erachtet wird, muss sich das nicht mit der Meinung von dem Agenten oder Lektor, der es begutachten darf, decken. Auch hilft das beste Anschreiben nicht, wenn der Roman, wie aufwendig er auch überarbeitet er auch sein mag, einfach noch nicht die Qualität eines druckreifen Werkes hat. Was der Tintenzirkel bietet, ist eine Hilfestellung, die sehr nützlich sein kann – aber einen Verlags- oder Agenturvertrag können wir niemandem versprechen.