Die Neraval-Sage

Das gefälschte Siegel · Das gefälschte Herz · Das gefälschte Land

von Maja Ilisch
vorgestellt von Tina Alba

Das gefälschte SiegelTraue niemandem:
Keinem noch so alten Siegel,
keinem Gefährten
und am wenigsten dir selbst!

Um Kevron, der einst ein begnadeter Fälscher war, steht es nicht zum Besten: Schulden, Alkohol und sein angeborener Hang zur Faulheit haben ihn fest im Griff. Da klopft es eines Tages an seine Tür. Vor der Kammer steht kein Geringerer als der geschwätzige Prinz Tymur und sein Anliegen duldet keinen Aufschub.

Es ist das größte und gefährlichste Geheimnis des Reiches: Vor tausend Jahren brachten der sagenumwobene Held Damar und die Zauberin Illiane einen Erzdämon zur Strecke und bannten ihn in eine Schriftrolle. Unter den wenigen, die davon wissen, gibt es einen schrecklichen Verdacht: Wurde das Siegel der Rolle gebrochen? Ein verlotterter Fälscher Namens Kevron Kaltnadel erhält vom König den Auftrag der Sache nachzugehen. Es ist ungemütlich, es ist anstrengend und es ist gefährlich, – aber Kevron bleibt keine Wahl. Die Spur führt ins ferne Nebelreich und wer hier verlorengeht, den wird man nicht vermissen.

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Das gefälschte HerzMaja Ilischs Neraval-Sage aka „Die Fälscher-Trilogie“ hat mich seit dem ersten Eintrag im Board „Mein Roman“ im Autor*innenforum „Tintenzirkel“ nicht mehr losgelassen. Damals begann Maja, die Geschichte um den in eine versiegelte Schriftrolle gebannten Erzdämon La-Esh-Amon-Ri zu spinnen, die bewacht von Steinernen Wächtern unter der Burg Neraval gehütet wird.

Mit dem jungen Prinzen Tymur bin ich in das Gewölbe der Schriftrolle geschlichen, habe mich mit dem Steinernen Wächter Lorcan unterhalten und habe gezittert bei der Szene, in der Tymur sich die Rolle „nur einmal ansehen“ wollte – um sie dann einfach von ihrem Sockel zu schnappen.

Und irgendwann kommt es dann raus: Das Siegel scheint nicht mehr das zu sein, mit dem vor so vielen Jahren die Elfenzauberin Ililiané die Rolle versiegelt und den Dämon gebannt hat.

Tymur, inzwischen erwachsen, heuert den ewig besoffenen Fälscher Kevron an, der nun nicht mehr nur mit den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat, sondern auch noch mit Prinz Tymur, der keine Gelegenheit auslässt, den trunksüchtigen, seelisch instabilen Kevron zu provozieren.

Aber für Kev gibt es kein Zurück mehr, das erkennt er schnell – er sitzt mit Tymur, dem Steinernen Wächter Lorcan und der blutjungen Portalmagierin Enidin in einem Boot – gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um Ililiané zu finden, denn das Siegel an der Schriftrolle ist gefälscht, und das heißt, der Dämon ist frei, und nur die Magierin, die ihn schon einmal gebannt hat, kann dies erneut schaffen.

Das gefälschte LandMaja Ilisch webt in ihrer Fälscher-Trilogie einen Teppich mit einem Muster, das sich je nach Blickwinkel ständig ändert. Nichts ist, was es zu sein scheint – oder scheint alles doch so zu sein, wie es ist? Ich will gar nicht viel mehr zum Inhalt der Geschichte selbst sagen, denn dann würde ich die vielen spannenden und überraschenden Wendungen vorwegnehmen, von denen dieses emotionsgeladene Kammerspiel lebt.

Maja verzichtet zum Großteil auf Massenszenen und beleuchtet lieber im kleinen die Spannungen zwischen den so unterschiedlichen Heldinnen und Helden der Trilogie. Dabei gibt sie jeder Figur ihre eigene Stimme und zieht die Leser*innen mit ihrer ausdrucksstarken Sprache in ihren Bann.

Da ist Kevron, der gegen seine Sucht kämpft und doch immer wieder verliert, vor allem, wenn Tymur ihm Wein aufzwingt oder die Vergangenheit den Fälscher einholt. Da ist Enidin, die so jung ist, dass kaum jemand ihre unglaubliche Begabung erkennt – außer Tymur. Da ist Lorcan, der Steinerne Wächter mit dem unaussprechlichen Geheimnis, der alles versucht, um Tymur zu schützen – und das nicht nur vor den Gefahren der Welt, sondern auch vor Tymur selbst. Und da ist am Ende eben auch Tymur, dieser schillernde junge Prinz, den ich abwechselnd an die Wand klatschen und trösten wollte.

Für mich war die Fälscher-Trilogie ein ewiges Auf und Ab. Immer wieder hat Maja es geschafft, mich hinters Licht zu führen und zu überraschen, und damit blieben alle drei Bücher bis zum Ende spannend. Mein erklärter Liebling unter den Figuren ist Kevron, der gegen alle Widrigkeiten, das muss ich nun doch sagen, sein gutes Ende bekommt. Ich habe es ihm so gewünscht und mich riesig gefreut, dass er es bekommen hat.

Ob am Ende alles so ist, wie es scheint, oder alles so scheint, wie es ist, oder doch alles ganz anders ist: das lest ihr am besten selbst!